Gezeichnete
Kommentare
Von Helmut Zenker
Auch in seinem zweiten Comic- und Cartoon-Band holt sich
Karli Berger die Themen, die jeder von uns spürt beziehungsweise
zu spüren bekommt: Unternehmerlogik, Arbeitslosigkeit,
Medienlügen, Zerstörung der Umwelt, Bürokratie,
Opportunismus, Politik der Kirche, persönlicher Frust.
(…)
Bergers perfektionierte
Methode, täglichen Floskeln und Behauptungen auf den
Grund zu gehen, überwiegt in den über hundert
Cartoons und Zeichenstrips. So werden tägliche Demagogie,
Sozialabbau und Aufrüstungspropaganda bloßgestellt
und spötisch kommentiert.
Berger gestaltet seine Typen
treffend, ohne unnötige Angst vor Klischees. Der gängige
Vorwurf nur Klischees und somit konstruierte Wesen zum Abreagieren
zu produzieren, ist ja nicht nur für Zeichner immer
öfter zu hören. Bergers Figuren haben auch weiterhin
ihre – jetzt schon bekannten – großen
Augen. Aber zumindest große Augen machen wir alle,
wenn wir merken (müssen), was heute in der österreichischen
Wirklichkeit alles möglich, zumutbar oder auch "nicht
verbietbar" ist.
Die Zeichnungen machen betroffen,
nicht deprimiert, sie sind politisch, aber nicht hölzern-missionarisch,
sie sind eindeutig, aktuell und – was besonders wichtig
ist – sehr "tendenziös". Wohltuend
ist auch, dass Berger ohne Kreisky und die vielen "Zeit
im Bild"-Wichtigmacher auskommt, er bleibt lieber bei
den Leuten, die für gewöhnlich die Konsens- und
Sozialpartnerschaftssuppe auszulöffeln haben. Erkennbar
als Person ist nur der reisewütige und kußfreudige
Papst, der es allerdings bei seiner zweitgenannten Lieblingstätigkeit
mit einem Wurm zu tun bekommt.

Die Themen sind in diesem
zweiten Band überlegter geordnet. Eingestreut finden
sich etliche der "allgemeinen" Zeichnungen Bergers,
wie wir sie vom "Wochenend Panorama" der Volksstimme"
kennen: skurille, pointierte Situationen, in denen auch
oft täglich verwendeter Sprachschatz beim Wort genommen
wird. So sind auf der Umschlagseite zwei Sandler unter einer
Brücke zu sehen. Einer ist mit Zeitungsblättern
zugedeckt, der andere mit einem alten Fernsehapparat. Der
zweite meint: "Also ich finde nicht, daß das
Fernsehen die Zeitungen ersetzen kann." Ich finde,
daß Bergers Buch – zumindest für einen
Abend – das Fernsehen mit Leichtigkeit ersetzen kann. |